„Achtet aufeinander!“ – Psychische Gesundheit in der Pflege

Zum Mental Health Day: Ein Interview mit einer Psychischen Ersthelferin der Linimed Gruppe

Am 10. Oktober ist Mental Health Day – ein weltweiter Aktionstag, der auf die Bedeutung der psychischen Gesundheit aufmerksam macht. Gerade in der Pflege ist die mentale Belastung hoch. Emotionale Herausforderungen, der enge Kontakt mit Schicksalen und der Spagat zwischen fachlicher Professionalität und menschlicher Nähe fordern nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

Wir haben mit unserer Kollegin Josephine Barthel aus der Linimed GmbH gesprochen, welche die Ausbildung zur Psychischen Ersthelferin absolviert hat. Im Interview teilt sie ihre ganz persönlichen Einblicke aus dem Pflegealltag, beschreibt Warnsignale psychischer Überlastung und zeigt, wie wichtig es ist, über Belastungen offen zu sprechen – für sich selbst, aber auch für das gesamte Team.

Was hat Dich dazu motiviert, Psychische Ersthelferin zu werden?

Josephine Barthel: Psychische Belastungen verschiedenster Art gehören heute zum normalen Pflegealltag dazu. Gleichzeitig nehmen psychische Erkrankungen – sowohl bei Patient:innen als auch bei Pflegekräften –zu. Das betrifft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern oft auch deren Umfeld. Persönliche Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen und das Bedürfnis, Betroffene besser unterstützen zu können, haben mich motiviert, diese Ausbildung zu machen.

Wie erlebst Du psychische Belastung im Pflegealltag – bei Dir selbst und im Team?

Josephine Barthel: Psychische Belastungen zeigen sich sehr unterschiedlich, und jeder Mensch hat andere „Trigger“. Ein ständig klingelndes Diensttelefon, Notfallsituationen, eine hohe Geräuschkulisse oder ein voller Arbeitsplatz – all das kann Stress verursachen. Besonders belastend in der Pflege sind aber oft die emotionale Auseinandersetzung mit schwerkranken Menschen, Rückschläge in der Therapie oder auch mit dem Thema Tod, das immer präsent ist.

Woran erkennst Du, dass Kolleg:innen psychisch belastet oder überfordert sind?

Josephine Barthel: Im besten Fall sprechen Kolleg:innen offen darüber – das ist unglaublich wertvoll. Häufig äußert sich eine Überlastung aber eher subtil: durch Reizbarkeit, Rückzug, Stimmungsschwankungen oder Veränderungen in der Arbeitsweise. Wenn jemand plötzlich unordentlicher arbeitet, häufiger Fehler macht, Aufgaben abgibt oder sich öfter krankmeldet, können das Warnsignale sein. Wichtig ist dabei: Man muss seine Kolleg:innen gut kennen, um solche Veränderungen überhaupt wahrzunehmen.

Wie unterstützt Du als Psychische Ersthelferin bei der Linimed GmbH konkret?

Josephine Barthel: Das wichtigste Werkzeug sind Gespräche. Das bieten wir bei der Linimed GmbH allen Kolleg:innen an. Selbst wenn jemand noch nicht bereit ist, zu sprechen, ist es entscheidend, Gesprächsangebote zu machen – offen, ehrlich und empathisch. Es hilft, Dinge konkret anzusprechen und bei sich selbst zu bleiben, also zu sagen, was man persönlich beobachtet hat. Es geht nicht um Gerüchte, sondern um ein echtes Gespräch auf Augenhöhe.
Außerdem ist es wichtig, nach dem ersten Gespräch dranzubleiben. Ein einmaliges Gespräch löst keine Probleme, aber es kann der Anfang sein. Und wenn nötig, kann ich auch dabei helfen, geeignete Anlaufstellen zu finden.

Was sollten Kolleg:innen wissen, die sich (noch) nicht trauen, über Belastungen zu sprechen?

Josephine Barthel: Sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht, ist ein großer und mutiger Schritt – und alles andere als selbstverständlich. Deshalb: Sprecht mit jemandem, dem ihr vertraut – ob im Kollegium, mit Vorgesetzten, im privaten Umfeld oder auch mit jemandem Außenstehenden. Reden hilft, um den inneren Druck zu verringern und Veränderung möglich zu machen. Oft erkennen andere gar nicht, wie schlecht es einem wirklich geht, solange man nichts sagt.

Gibt es einen Gedanken, den Du anderen Pflegekräften mitgeben möchtest – gerade in herausfordernden Zeiten?

Josephine Barthel: Ja: Achtet aufeinander! Seid ehrlich und aufmerksam im Umgang miteinander. Offenheit schafft Vertrauen – und Vertrauen ist die Basis, um Belastungen gemeinsam zu tragen.

„Der Kummer, der nicht spricht, nagt leise an dem Herzen, bis es bricht.“
– William Shakespeare

Danke Josephine Barthel
für das Interview

Danke, dass Du so offen über Deine Erfahrungen und Dein Engagement als psychische Ersthelferin gesprochen hast. Dein Einsatz zeigt, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein – nicht nur im Pflegealltag, sondern auch im Team.


Psychische Gesundheit geht uns alle an

Psychische Belastungen sind kein Zeichen von Schwäche – sie sind menschlich. Der Mental Health Day erinnert uns daran, wie wichtig es ist, auch auf unsere seelische Gesundheit zu achten. In der Linimed Gruppe ist dies nicht nur ein Thema für den Aktionstag, sondern Teil unserer gelebten Verantwortung – füreinander und miteinander.

Miteinander und Wohlbefinden bei Linimed

Das Thema Miteinander und Wohlbefinden liegt uns bei Linimed besonders am Herzen. Wir wissen: Nur wer sich im Arbeitsumfeld gesehen, gehört und unterstützt fühlt, kann auf Dauer mit Freude und Energie für andere da sein.

Deshalb setzen wir bewusst auf flache Hierarchien und eine offene Kommunikationskultur. Unsere Fachbereichsleitungen (FBL) stehen in engem Austausch mit ihren Teams, ebenso sind die Regionalleitungen jederzeit ansprechbar.

Auch unsere Geschäftsführungen legen Wert auf Nähe und Transparenz – sie können direkt kontaktiert oder zwei Mal im Monat in offenen Online-Gesprächen persönlich erreicht werden.

Bei der Linimed GmbH verfolgenden wir beispielswiese noch diese Ansätze: Damit wir kontinuierlich ein Stimmungsbild aus den Teams erhalten, haben alle Kolleginnen und Kollegen bei der Linimed GmbH die Möglichkeit, einmal im Monat über die externe Plattform CompanyMood anonym ihre Stimmung zu teilen. So erkennen wir früh, wo Unterstützung oder Veränderung gefragt ist. Darüber hinaus haben wir eine Projektgruppe zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) ins Leben gerufen und mit der AOK Plus einen starken Partner an unserer Seite, um gezielt Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu entwickeln. Wenn Teams vor besonderen Herausforderungen stehen, können sie außerdem über ihre Führungskräfte externe Coachings, Trainings, Mediationen oder Supervisionen anfordern. So stellen wir sicher, dass niemand mit schwierigen Situationen allein bleibt – und dass jede*r die Unterstützung bekommt, die sie oder er braucht.

Du brauchst Hilfe?

Psychische Gesundheit geht uns alle an – und niemand muss mit belastenden Gedanken allein bleiben. Wenn Du Unterstützung brauchst, wende Dich vertrauensvoll an:

  • Ansprechpartner:innen vor Ort, z. B. unsere Ersthelferin Josephine Barthel
  • Hausärzt:innen – oft der erste Schritt zu weiterführender Hilfe
  • Psychologische Beratungsstellen
  • Suchtberatungsstellen, wenn es um Abhängigkeit oder riskanten Konsum geht
  • Telefonseelsorge – rund um die Uhr erreichbar unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenfrei & anonym)
  • Online-Beratung durch Mentalea – Terminanfrage per Mail an team@mentalea.de oder telefonisch unter 03641 / 331350

Sprich drüber – Hilfe ist da.